Kulturpreis für Andrea Engler und Axel Schiel·

 Nicht ohne Grund im Gründer-zentrum zu Hause

Landrat Thomas Will betonte bei einer Feierstunde die Vielseitigkeit von Andrea Engler und Axel Schiel und gratulierte herzlich. „Ich freue mich, dass wir solch einfallsreiche, unterhaltsame und wissbegierige Köpfe in unserem Kreis haben“, so der Landrat. „Das ist Kultur im besten Sinne“, von der auch der Kreis Groß-Gerau schon bei so mancher Veranstaltung profitiert habe. Auf Vorschlag von Bürgermeister Thorsten Siehr hatte eine Jury mit dem Musiklehrer Horst Aussenhof aus Rüsselsheim, der Astheimer Künstlerin Heike Karcher, der Büttelborner Kulturreferentin Claudia Weller, der Theaterpädagogin Isabelle Duhmer und dem Kulturwissenschaftler Professor Dr. Wolfgang Schneider aus Bischofsheim die Preisträger ausgewählt. Von ihm stammt auch die Laudatio auf die beiden Preisträger, die hier in Auszügen zitiert werden darf:

Nicht ohne Grund im Gründer­zentrum zu Hause „Sie hängt gewissermaßen am seidenen Faden. Und er redet sich schon mal um Kopf und Kragen. Sie beide sind zusammen ein, nein das „Showpaket“. Wer sie bucht, hat buchstäblich einen ganzen Packen Zurschaustellung zu präsentieren: Akrobatik und Action, Theatralik und Performance, Spektakel und Event, Party und Festlichkeit, Kleinkunst und Kunstwerk, Moderation und Management. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, sie können und machen noch viel mehr: Andrea Engler und Axel Schiel, zwei, die nicht ohne Grund im Gründerzentrum in Gustavsburg ein Büro haben. Das berufliche und private Bündnis ist weit über die Grenzen der Mainspitze geschätzt und vernetzt, sie sind bekannt als Botschafter der gehobenen Unterhaltung, auf der Bühne und auf der Straße, im Fernsehen und im Zirkuszelt, mittels Zeitung und Podcast auf vielen Kanälen präsent. (…)

Mit 15 Jahren auf der Kleinkunstbühne
„Ja, ich bin der Sohn eines Schulleiters“, ist so ziemlich der erste Satz, den Axel Schiel zu seiner Person zu sagen hat und ergänzt in einem Atemzug: „Und Sohn einer Bankkauffrau, die leidenschaftlich Teddybären genäht hat.“ Es wäre allerdings zu einfach, ihn nur aufgrund dieser Herkunft zu definieren. Obwohl die Kunst des Vermittelns, das Kreative und das Kaufmännische bei ihm doch gut zusammenpassen. (…) Jonglieren übte er bei einem Kursus der Volkshochschule, wurde nach täglichem Training vom damaligen Dozenten Reinhold Becker, dem Gründer der Kleinkunstbühne „Achterbahn“, entdeckt und hatte mit 15 Jahren sein erstes Engagement. (…) Nach dem Abitur begann seine Variete-Karriere im Stuttgarter Friedrichsbau und er war unter Vertrag bei einer renommierten Künstleragentur auf der Champs Elysee in Paris, wo er unter anderem monatelang fast täglich im „Cabaret du Monde“ auftrat. Es folgten Engagements in Monte Carlo, in den USA und eine Tour durch Deutschland. Bei einer Probe trafen sie aufeinander, Andrea Engler und Axel Schiel, und nach dem Besuch einer Pommesbude gründeten die beiden das Start-Up-Unternehmen „Showpaket“ mit Unterstützung des Technologie-, Innovations- und Gründungszentrum (TIGZ) in Ginsheim-Gustavsburg. (…)

Als Luftartistin durch die Welt
Andrea Engler stammt aus einem Beamten-Haushalt in Friedrichshafen am Bodensee, nahm in der Schule an einer Zirkus-AG teil, lernte das Bodenturnen und versuchte es am Trapez, besuchte eine Staatliche Ballett-Schule und absolvierte mit einem „Abschluss in Vertikaltuch“ die Staatliche Artistik-Schule in Berlin. Ihre Urkunde hat sie auf Nachfrage wiedergefunden, aber sie sagt auch: „Wenn du gebucht wirst, fragt niemand nach deinem Zeugnis, wichtig ist nur, dass die Nummer steht und gut ist.“ Ihr Traumberuf „Luftartistin“ bringt sie rasant durch die Welt. Als „Show Act“ demonstriert sie auf Messen in Las Vegas, Los Angeles und Dubai, was an einem Kamerakran so alles möglich ist, aber auch in der Deutschen Oper Berlin, in der Jahrhunderthalle Hoechst und sogar im Berliner Olympiastadion. (…)

Kommunale Kommunikation mittels Zeitung und Fernsehen
Immer öfter sieht man die beiden mit Stativ, Kamera und Mikrofon. Seit 2017 produzieren sie kurze Beiträge für „GiGu to go“, das Regionalmagazin in Rhein-Main-TV, einem privaten Fernsehsender. Immer sonntags um 19.15 Uhr zu sehen und alle vier Wochen mit einer neuen Folge. (…) Das umfänglichste Projekt von Andrea Engler und Axel Schiel entstand zusammen mit Frauke Nussbeutel. Am 10. Oktober 2019 rollte eine erste Ausgabe im Pressehaus Stuttgart über die Druckwalzen. Als „Neues aus Ginsheim-Gustavsburg“ gegründet, heißt die Zeitung heute „Neues aus der Mainspitze“ und wird alle zwei Wochen donnerstags kostenlos an alle Haushalte in den drei Orten verteilt. Nachdem der „Lokal-Anzeiger“ aus Bischofsheim nach 90 Jahren eingestellt und der „Wochenblick“ aus Ginsheim an die Verlagsgruppe Rhein-Main verkauft wurde, schloss das junge Unternehmen die Lücke mit einer zuverlässigen Berichterstattung im öffentlichen Interesse. (…)

Freunde des Varietes und der ­Kinematografie
Bleibt noch, über das Herzensprojekt von Andrea Engler und Axel Schielzu sprechen: die „Achterbahn“, eine Erbschaft, die sie weiterentwickelt haben, eine Institution in der Region, die als Mosaikstein in der Variete-Landschaft einen guten Ruf hat. (…) Auch der Ort an dem die Kleinkunst stattfindet, ist ihnen ans Herz gewachsen: Die Burg-Lichtspiele Gustavsburg, das vor mehr als 75 Jahren den Vorhang öffnete und seit Jahrzehnten als Kommunales Kino Mainspitze Cineasten etwas zu bieten hat. 2008 gründeten sie den Freundeskreis, Vorsitzender wurde damals Axel Schiel, heute ist es Andrea Engler. Sie haben mit dazu beigetragen, dass das Kino vor dem Abriss gerettet, in einem Zirkuszelt auf der Festwiese eine Ausweichspielstätte mit Programm angeboten und die Sanierung erfolgreich beendet wurde. (…)

Auszeichnung für Mut und Muse
Für das Denken und Machen, für das Gestalten und das Vernetzen, für das Künstlerische und das Journalistische, für das Verbreiten und Vermitteln sowie für das Beleben und Unterhalten der Region erhalten Andrea Engler und Axel Schiel den Kulturpreis 2023 des Kreises Groß-Gerau.“

Professor Dr. Wolfgang Schneide